Auslandssemester in Toronto – 10 Fakten über Kanada

Anna-Lena Geßler ist Studentin im vierten Semester und die erste Online-Medien-Managerin, die sich einen Platz für ein Auslandssemester an der Ryerson University Toronto gesichert hat. Noch bis Dezember dieses Jahres verweilt sie im fernen Kanada. Was sie bisher an dem Land und dem dortigen Leben verblüfft hat, fasst sie in den folgenden zehn Fakten über Kanada zusammen.

#1: Gastfreundlichkeit

„In Kanada habe ich Gastfreundlichkeit auf einem ganz neuen Level erfahren. Fast jeder ist hier sehr offen und freut sich, dich kennenzulernen. Egal welches Geschäft oder Restaurant man betritt, wird man wie selbstverständlich gefragt, wie es einem geht und wie der Tag war. Dabei wirkt das keinesfalls aufgesetzt oder gespielt. Beispielsweise beim Wandern sind wir nach zwei Stunden anderen Menschen begegnet, die uns schon aus 20 Metern Entfernung angestrahlt haben und sofort mit uns ins Gespräch kamen. Auch als wir uns verlaufen haben, hat uns sofort jemand angesprochen und uns geholfen, den richtigen Weg zu finden.“

#2: Gelassene Mentalität 

„Kanadier haben den Ruf gelassen zu sein und das kann ich nur bestätigen. Hier läuft alles ein bisschen entspannter und ruhiger ab.  Auch das Sprechtempo ist im Vergleich zu US-Amerikanern und Briten etwas langsamer und deshalb sehr gut zu verstehen.“

#3: Britisch und Französisch 

„Kanada hat aufgrund der ehemaligen französischen und britischen Kolonialherrschaft zwei Amtssprachen: Es wird zwar hauptsächlich Englisch gesprochen, aber vor allem im französischen Quebec wird die „Zweiteilung“ deutlich, für die Kanada bekannt ist. Das ist nicht nur an der Sprache erkennbar, sondern auch an den Fassaden, kirchlichen Bauten oder Restaurants. An der Grenze von Ontario und Quebec wird dies besonders deutlich: Während in Kingston alles sehr britisch wirkt, fühlt man sich im zwei Stunden entfernten Montreal bereits so, als würde man Urlaub in Paris machen. Natürlich ist das etwas überspitzt dargestellt. Aber ich bin dennoch überrascht, wie vielseitig Kanada ist.“

#4: Nationalparks, Seen und Inseln

„Egal ob im Winter oder im Sommer – Kanadier sind eindeutig draußen zu Hause. Das kann ich bei der weiten und beeindruckenden Landschaft auch gut nachvollziehen. In Kanda gibt es 44 Nationalparks, wobei der größte über 40.000 km² umfasst. Zudem gibt es über zwei Millionen Seen und ungefähr 40.000 Inseln. In der Natur kann es durchaus mal vorkommen, dass man einem Bären begegnet. Als wir in einem Cottage an einem See gewohnt haben, wurden wir deshalb auch gebeten, keine Lebensmittel draußen stehen zu lassen und immer alles gut zu verpacken. Denn Bären haben bekanntlich eine verdammt gute Nase. Wirklich wunderschön sind außerdem die Rocky Mountains und die Niagara Falls.“

#5: National Sports

„Kanada hat nicht nur zwei Amtssprachen sondern auch zwei Nationalsportarten: Lacrosse und Eishockey. Doch das sind bei weitem nicht die einzigen Sportarten, die hier ausgeübt werden. Es wird viel Basketball, Canadian Football, Kricket oder Rugby gespielt. Hervorzuheben ist vor allem die Vorliebe für Baseball in Toronto. Denn die Blue Jays aus Toronto sind das einzige nicht US-amerikanische Team, das in der nordamerikanischen Major-League spielt. Man kann sich also vorstellen, was für ein Event ein jedes Heimspiel darstellt, bei dem es neben dem eigentlichen Spiel viele Attraktionen und Gewinnspiele für die Zuschauer gibt.“

#6: Starbucks

„Warum ich Starbucks als eigenen Punkt aufliste? Das liegt zum einen daran, dass man wirklich (und das ist nicht übertrieben dargestellt) an nahezu jeder zweiten Ecke einen Starbucks findet. Zum anderen ist Starbucks hier nicht einfach nur ein Café, sondern dient als Standort für Business-Meetings, zum Arbeiten oder zum Austausch mit Freunden.“

#7: Tax und Tipp

„In Kanada sind alle Preise netto angegeben. Das bedeutet, dass man jedes Mal an der Kasse überrascht wird, da die Steuern noch dazu gerechnet werden. Hinzu kommt, dass es unterschiedliche Arten von Steuern für verschiedene Produkte gibt. Den Preis beim Einkaufen vorher im Kopf zusammenzurechnen, ist daher gar nicht so leicht.

Auch der Umgang mit Trinkgeldern wird in Kanada anders gehandhabt als in Deutschland. In Restaurants bekommen Servicekräfte ein ziemlich niedriges Gehalt, weil der Arbeitgeber ein festes Trinkgeld einberechnet. Trinkgeld ist für Mitarbeiter im Service deshalb wichtig, denn von Ihrem Gehalt allein können sie oftmals nicht leben. Die „Richtlinie“ sind dabei 18 Prozent auf den Endbetrag. Bei mehreren Personen wird das Trinkgeld pro Person direkt auf der Rechnung addiert.“

#8: Limit 100

„Man darf nirgendwo in Kanada schneller als 100 km/h fahren. Die deutsche Autobahn mit unbegrenzter Geschwindigkeit ist hier ein Phänomen und Traum eines jeden Kanadiers mit einem schnellen Auto.“

#9: Winter und unterirdische Wege

„In Kanada wird es sehr kalt! Vor allem rund um Alberta und in Kanadas Norden kann es bis zu -50 Grad kalt werden. In Toronto selbst wird es nicht ganz so kalt. Dennoch sind -25 Grad auch schon unfassbar kalt für mich. Die Kälte ist ein Grund, warum es in vielen Großstädten unterirdische „Städte“ gibt. In Toronto heißt diese „the PATH“, ist 27 km lang und erstreckt sich unter Downtown mit verschiedenen Läden und Restaurants.“

#10: Nationaler Stolz

„Ich habe die Kanadier als ein Volk kennengelernt, das sein Land liebt und dahinter steht. Viele Kanadier betonen mehr als dankbar zu sein, in ihrem Land leben zu dürfen. Auch während der olympischen Spiele wurden in vielen Einkaufszentren Fernsehecken mit Sitzmöglichkeiten aufgebaut, bei denen man die kanadischen Wettkämpfe anschauen und die Athleten unterstützen konnte. Sogar im Flugzeug wünschte der Pilot den kanadischen Sportlern viel Glück. Kanada ist unter anderem deshalb ein Land, in dem ich mich jetzt schon wohlfühlen kann.“

/AB

Bildquelle:
A.-L. Geßler