In der Regel haben das Online-Medien-Management-Studium und die klassische Kunst eher weniger Schnittpunkte. Dass diese beiden Bereiche durchaus in Einklang zu bringen sind, bewiesen die Studierenden der Lehrveranstaltung „Virtuelle Welten“. Sie entwickelten drei Virtual- und Mixed-Reality-Projekte, die Anfang November im Rahmen der Ausstellung „digital_mehrdimensional“ in der Städtischen Galerie Ostfildern präsentiert wurden.

Die virtuellen Dimensionen

Das Virtual-Reality-Werk „rulE of 3“ versetzt den Besucher in eine virtuelle Version des Ausstellungsraumes, in der die physikalischen Gesetze außer Kraft gesetzt sind. Dort bekommen die Spieler ein Rätsel gestellt, bei welchem sie mit Objekten im virtuellen Raum interagieren müssen. Gelingt dies, wird der virtuelle Ausstellungsraum umgeformt und in ein neues Licht gerückt.

Ähnlich dem ersten Projekt beginnt die Reise durch das Exponat „Illusionen der Dimensionen“ in einer Version des realen Ausstellungsraumes, der diesmal jedoch in Form von Computercode dargestellt wird. Das Durchschreiten dreier Portale ermöglicht es, die Dimensionen der Erde, des Himmels und des Universums zu erforschen. Diese werden von der Erde bis zum Universum zunehmend weitläufiger und die Dimensionsgrenzen verschwimmen. „Illusionen der Dimensionen“ gelingt der realistische Aufbau einer Parallelwelt, die sogar menschliche Reaktionen, wie zum Beispiel Schwindel oder Ehrfurcht, hervorrufen kann.

Foto: Jürgen Bubeck

Während die ersten beiden Projekte eine virtuelle Realität erzeugen, bedient sich „Marbles on a Slope“ der Mixed Reality. Hierbei wird eine interaktive Murmelbahn in den realen Ausstellungsraum projiziert. Durch eine im Raum befindliche Schräge wird der Lauf der Murmeln durch die Trichter, Schienen und Spiralen zusätzlich beeinflusst. Der Spielspaß kann beginnen.

Neue Dimensionen in der Kunst

Die ausgestellten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie eine virtuelle Welt grundverschiedene Impressionen im menschlichen Gehirn hinterlassen kann. „Die Reaktionen der Besucher waren durchweg positiv“, resümiert Herr Prof. Dr.-Ing. Krešimir Vidačković. Gäste aller Altersgruppen besuchten die Ausstellung und hatten großes Interesse an den Exponaten. Selbst die Benutzung der für die meisten Besucher eher ungewohnten VR-Brillen und der dazugehörigen Controller stellte nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kein Problem dar. So sagte beispielsweise eine circa 80-jährige Dame immer wieder „oh, wie ist das schön“ vor sich hin, während sie sich durch die Dimensionen der Projekte bewegte und schlussendlich die virtuellen Welten vor Begeisterung gar nicht mehr verlassen wollte.

 

Einmalige Forschungsgelegenheit

Für die Studierenden des Online-Medien-Managements und des Informationsdesigns war dies eine neuartige Hands-on-Forschung, da es neben den Herausforderungen, die die Entwicklung einer solchen Parallelwelt mit sich bringt, eine neue Form der Kunst zu erforschen galt.

Herr Prof. Dr.-Ing. Vidačković sieht die Vorteile der Kooperation mit einer Kunstgalerie in der „künstlerischen Freiheit, die sich den Studierenden durch die vage Aufgabenstellung bot.“ Der künstlerische Begleiter Tobias Ruppert habe zudem immer betont, dass die Kunst keine Regeln und Gesetze kenne, daher kein richtig oder falsch existiere und die Studierenden die Grenzen der Vorstellungskraft sprengen sollen. Diese gänzlich andere Form der Hochschularbeit hat allen Beteiligten eine Menge Spaß bereitet und war eine lehrreiche Erfahrung.

Das positive Feedback zeigt, dass Virtual und Mixed Reality in der Kunst durchaus ihren Platz finden werden. Die immersiven Technologien ermöglichen es den Galeriebesuchern, mit den Exponaten zu interagieren und in die virtuelle Welt einzutauchen. Sie selbst werden Teil des Erlebnisses.

Dank der tatkräftigen Unterstützung durch die Galerieleiterin Holle Nann und des künstlerischen Begleiters Tobias Ruppert, konnten die Studierenden zeigen, dass das Know-how eines OMMlers auch in der Kunst Anwendung finden kann.

/BC

Bildquellen:
Jürgen Bubeck