Auslandssemester in Kopenhagen – Wenn „Hygge“ Alltag wird

Mein Name ist Lena Bogunovic, ich bin 22 Jahre alt und studiere seit einiger Zeit Online-Medien-Management an der Hochschule der Medien. Vergangenes Sommersemester habe ich allerdings nicht in Stuttgart, sondern in Kopenhagen verbracht. Die DMJX („Danish School of Media and Journalism“) ist eine von vielen Partnerhochschulen der HdM, die sich aufgrund ihres Kursangebotes hervorragend für ein Auslandsstudium eignet. Belegt habe ich dort von Januar bis Juni das Programm „Media Production and Management“. In diesem Bericht zeige ich, was ich in Dänemarks Hauptstadt erlebt habe und was euch bei einem Auslandssemester erwarten könnte.

Das Programm – OMM im Danish Style

Das Programm „Media Production and Management“ besteht aus insgesamt drei Kursen: „Video Production & Management“, “Continuous Improvement“ und „Cross Media“. Diese finden – anders als an deutschen Hochschulen – nicht parallel, sondern in fünfwöchigen Blöcken nacheinander statt. Das bietet den Vorteil, nicht am Ende der Vorlesungszeit mit einer Lawine an Abgaben kämpfen zu müssen, sondern die Prüfungsleistungen verteilt während des Semesters abschließen zu können. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Studierende durch die Konzentration auf eine Lehrveranstaltung intensiver mit dem jeweiligen Themenbereich auseinandersetzen können.

„Video Production & Management“

Dieser Kurs bestand aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. Für den praktischen Bereich arbeiteten wir in Gruppen mit Unternehmen zusammen, um für diese einen Imagefilm zu entwickeln. Mit meiner Gruppe produzierte ich eine kurze Werbung für die Nike Running App Denmark. Der theoretische Teil bezog sich größtenteils auf das Management und die Organisation von Produktionsfirmen. Auch hier arbeiteten wir in Gruppen mit einem Unternehmen zusammen und analysierten deren Work- und Value Stream.

Continuous Improvement“

Während dieses Kurses befassten wir uns ausführlich mit dem Managementkonzept LEAN und wendeten dieses auf reale Beispiele an. Ziel war es, in die Rolle eines sogenannten „Change Managers“ zu schlüpfen, um gewisse Strukturen und Prozesse in Unternehmen zu analysieren und Optimierungen zu implementieren.

„Cross Media“

Diese Lehrveranstaltung hat mir am besten gefallen. Die DMJX ermöglichte viele Gastvorträge von interessanten Unternehmen, die bereits crossmediale Maßnahmen umsetzen und von ihren Erfahrungen berichteten. In der Veranstaltung habe ich gelernt, wie ein crossmediales Konzept für ein Unternehmen entwickelt und auf dessen Bedürfnisse angepasst wird.

Leben an der DMJX – Gutes Essen und noch bessere Gespräche

Die DMJX ist eine vergleichsweise kleine Hochschule, deren guter Ruf ihr weit vorauseilt. Viele dänische Studierende warten mehrere Semester, um einen Platz in einem der Minor-Programme zu bekommen. Die Hierarchien sind sehr flach und der Austausch mit den Dozenten erfolgte immer auf einer respektvollen und fachlich interessanten Ebene. Mir fiel auf, dass hier großen Wert auf das Feedback der Studierenden zu den Lehrveranstaltungen gelegt wurde. So wurden wir regelmäßig befragt, wie wir mit den Inhalten und der Lehrmethode zurechtkommen. Ich habe es außerdem als großen Pluspunkt wahrgenommen, dass wir Gruppen zugelost wurden und so sowohl Kontakte zu Dänen als auch zu anderen Austauschstudierenden knüpfen konnten. Das erleichterte die Arbeit in den Projekten mit dänischen Unternehmen. Mein absolutes Highlight an der DMJX war allerdings mit großem Abstand die Cafeteria. Hier gab es jeden Tag frisches und wahnsinnig leckeres Essen, das nach Gewicht bezahlt wurde. Eine schöne Sache: Wer das Gewicht seines Gerichts vorab errät, bekommt es geschenkt!

Alles hyggelig – Mein Alltag in Kopenhagen

Untergekommen bin ich in einem Studierendenwohnheim in Herlev, etwa 40 Minuten entfernt von der Kopenhagener Innenstadt. Was ich zunächst als großen Nachteil ansah, wurde recht schnell zum Pluspunkt, denn die Community des Wohnheims war einmalig. Ich wurde sofort herzlich aufgenommen und hatte die Möglichkeit, viel Zeit mit Dänen und anderen Internationals zu verbringen. Es gab Sommerfeste, Sportwettbewerbe, Küchenpartys und jede Menge Hilfe in verzwickten Lebenslagen.

Als es in Kopenhagen endlich wärmer wurde, verbrachte ich viel Zeit an meinen Lieblingsplätzen wie dem Botanischen Garten und dem Strand. Eine Sache, die mir noch lange im Kopf bleiben wird? Das gute Essen. Ich war jedes Mal aufs Neue begeistert, wenn ich mit Freunden oder Kommilitonen in Kopenhagen Essen gegangen bin. Da Dänemark nicht allzu weit von Deutschland entfernt liegt, bekam ich auch Besuch von Freunden und Familie und konnte ihnen „mein“ Kopenhagen zeigen.

Fortbewegungsmittel Nummer eins ist und bleibt das Rad. Über Facebook kam ich günstig an ein gebrauchtes Fahrrad, das ich nach meinem Auslandssemester auch wiederverkaufen konnte. Die Stadt blüht bei Sonnenschein so richtig auf, die Straßen sind voll und überall kommen die Leute zusammen mit Bier, Musik und guter Laune. Aber auch an kalten Tagen hat Kopenhagen einen ganz besonderen Charme. Das Lebensgefühl „Hygge“, das seit einiger Zeit in aller Munde ist, ist nicht zu übersehen: Die Leute sind zufrieden, alles ist gemütlich und man kann auch zu Hause eine gute Zeit miteinander verbringen.

Austausch mit anderen Studierenden – God Dag, Hola und Yawm Jayid

Was mir am meisten in Erinnerung bleiben wird, sind die Freundschaften, die ich mit anderen Studierenden aus Mexiko, den Niederlanden, den USA oder dem Libanon geknüpft habe. Die Geschichten und Erfahrungen dieser Personen haben meinen Horizont ungemein erweitert und mir sehr viel Freude bereitet. Fernab von zu Hause als eine Art „Schicksalsgemeinschaft“ zusammen ein neues Land und eine neue Stadt zu entdecken, das schweißt zusammen und ist eine Erfahrung, die ich auf keinen Fall mehr missen möchte.

Mein Fazit – Was ’ne Zeit!

Das Austauschsemester hat mich vor viele Herausforderungen gestellt, an denen ich gewachsen bin. Seien es fachliche Aufgaben an der Partnerhochschule, zwischenmenschliche Konflikte mit anderen Studierenden oder persönliche Hürden des Lebens im Ausland – all das hat mein Auslandssemester zu einer Erfahrung gemacht, die sich wahrscheinlich nicht so einfach wiederholen lässt. Trotz all der Herausforderungen überwiegen natürlich die positiven Gefühle. Die geknüpften Freundschaften, der Spirit der Stadt und das Erlernte an der DMJX sind für mich ganz wichtige Erinnerungen an eine einzigartige Zeit.

Ich kann also allen OMM-Studierenden ein Auslandssemester in Dänemark nur ans Herz legen. Ein Studium außerhalb Deutschlands ist eine einmalige Chance und tolle Erfahrung.

/LB

Bildquelle: L. Bogunovic